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Die Kapelle Heilige Familie

Eine Grundsteinlegung für die Kapelle ist nicht mehr nachvollziehbar, denn schon im Jahr 1948 begannen die Mainkleiner mit dem Bau zum Gedenken an die glückliche Heimkehr der Soldaten aus den Kriegen. Mit großem persönlichem Einsatz gelang es trotz der wirtschaftlichen Not der Nachkriegsjahre, das Gebäude fertig zu stellen. Für die Anschaffung einer Glocke wurden Haussammlungen durchgeführt, an denen sich nicht nur die „Alteingesessenen“ beteiligten sondern auch die vielen Flüchtlingsfamilien, die im Dorf Aufnahme gefunden hatten. Die Gesamtkosten für die Glocke von der Glockengießerei Lotter, Bamberg und den Glockenturm, den einheimische Handwerker zimmerten, beliefen sich auf stolze 1.005,82 DM.

 

Die Kapelle Heilige Familie Bild 1 Hausansicht

 

Am 4. Juli 1953, Kirchweihsamstag, nahm Pfarrer Karl Römer aus Mainroth die Glockenweihe vor. Aus finanziellen Gründen musste man schließlich die Bauarbeiten an der Kapelle einstellen und der Rohbau wurde zum ersten Feuerwehrhaus Mainkleins umfunktioniert. Am Äußeren des Gebäudes wurden keine Änderungen vorgenommen, deshalb sah man in all den Jahren an den Bogenfenstern, dem Bogentor und dem Türmchen mit der Glocke, was ursprünglich daraus werden sollte. Seit 1. Juli 1973 wird die Glocke durch ein elektrisches Läutwerk angetrieben.

Im Jahr 1995 bekam Mainklein ein neues Feuerwehrhaus und das alte stand leer. Die Umnutzung des Gebäudes in eine Kapelle wurde schon in die ersten Planungen zur gerade anlaufenden Dorferneuerung aufgenommen. Aber erst nach dem Festjahr „750 Jahre Mainklein“ im Jahr 2001 nahm das Vorhaben konkretere Formen an. Schließlich beschlossen die Einwohner bei einer Bürgerversammlung mehrheitlich, das Haus seiner ursprünglichen Bestimmung zuzuführen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde am 6. Juli 2005 der „Kapellenverein Mainklein“ gegründet.

 

Die Kapelle Heilige Familie Bild 3 Innenansicht und Fenster

 

Im Februar 2008 erfolgte mit dem Versetzen der Feuerwehrsirene auf einen extra errichteten Mast quasi der „erste Spatenstich“. Beim Abbruch des alten Gebälks wurde die Glocke mit dem Namenszug „Mainklein“ geborgen und zur Überholung nach Bayreuth gebracht. Nach der Erhöhung der Mauerstreifen und dem Setzen eines Ringankers rückten am 18. Juni 2008 die Zimmererleute an, um das Gebälk neu aufzurichten. Schon am 23. Juni 2008 feierte man Richtfest. Der Richtbaum verblieb allerdings nicht lange auf dem Dach, denn zügig ging es mit dem Neueindecken weiter und schon am 26. Juni 2008 kam die Glocke an ihren angestammten Platz zurück. In der Folgezeit wurde ein neuer Innenputz aufgezogen, die Holzdecke angebracht, der Estrich mit Juramarmor belegt und der Glockenturm zum Schutz vor eindringendem
Wasser mit Schiefer verkleidet. Die künstlerisch gestalteten Fenster und ein neuer Außenputz runden die gelungenen Sanierungsarbeiten ab.

Die Fenster der Kapelle in Mainklein
Die bleiverglasten Fenster wurden nach Entwürfen von Roswitha Schindhelm in der Glaserei Schindhelm in Sonneberg hergestellt. Das Altarfenster im Süden gestaltete sie unter dem Eindruck des 1. Buches Moses, Genesis: „Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut.“ Es versinnbildlicht, wie Gott Licht und das Himmelsgewölbe erschaffen hat: „Am ersten Tag sprach Gott: Es werde Licht! Er trennte die Wasser und schuf Himmel, Erde und Meer. Am fünften Tag schuf Gott die beiden großen Leuchten, die größere, damit sie den Tag beherrsche, die kleinere zur Beherrschung der Nacht“ (Gen.1,1-11,16). Im Altarfenster sehen wir die aufgegangene Sonne, überspannt von einem stilisierten Regenbogen und umgeben von den Blautönen des Himmels und der Meere, der braunen Erdfarbe sowie roten und gelben Flächen.

 

Die Kapelle Heilige Familie Bild 2 Das Altarfenster

 

In den Seitenfenstern wiederholen sich die Elemente aus dem Altarfenster, auch hier die Sonne im Zentrum. Als Symbol für die Schöpfung von Gras und Kraut kommt bei diesen Scheiben die Farbe Grün hinzu: „Da sprach Gott: Die Erde lasse Grünes hervor sprießen, samentragende Pflanzen sowie Fruchtbäume“ (Gen. 1,12). Die Bögen in den einzelnen Fenstern sollen uns als Zeichen für die Verbindung zwischen Himmel und Erde dienen.

Der neugotische Altar
Der Altaraufsatz des neugotischen Altares ist noch original erhalten, seine Entstehungszeit wird von Fachleuten auf etwa 1880 datiert. Über die weitere Herkunft ist nichts bekannt. Nach den Plänen von Anja Fuchs, Dipl.-Restauratorin für Holz, baute Schreinermeister Josef Spindler aus Mainklein das fehlende Mittelstück und die Mensa nach. Holzschnitzermeister Voit arbeitete die fehlenden Schnitzornamente meisterhaft nach und setzte sie fachmännisch ein. Die farbliche Neufassung nahm Jutta Minor, Dipl.-Restauratorin für Gemälde und Skulpturen, vor. Der prächtige Altar fand nach seiner Vollendung eine würdige neue Heimstätte in der Mainkleiner Kapelle.

 

Die Kapelle Heilige Familie Bild 5 Statue der heiligen Famil

 

Patrozinium
Eingehend haben die Mitglieder des Kapellenvereins über einen Schutzpatron für ihre Kapelle beraten. Dabei waren sich alle einig, dass dieser auch die sehr gute dörfliche Gemeinschaft und den besonderen Zusammenhalt der Einwohner zum Ausdruck bringen sollte. Daher entschieden sie sich für ein Patrozinium „Heilige Familie“.

Die Statue der Heiligen Familie, aus Lindenholz geschnitzt, ist das Werk des Oberammergauer Schnitzers Josef Albl. Gefertigt im Passionsjahr 2010.

Am Sonntag, 13. Juni 2010, nahmen die Pfarrer P. Paul Hebel von St. Michael Mainroth und Heinz Geyer, Christuskirche Burgkunstadt, die ökumenische Einweihung von Kapelle und Altar vor.

Viele fleißige Hände haben während des Umbaus mitgeholfen, die schmucke kleine Kapelle in der Ortsmitte von Mainklein fertig zu stellen. Etwa 900 unentgeltliche Arbeitsstunden wurden von den Einwohnern geleistet. Als Bauherr fungierte die Stadt Burgkunstadt, die Eigentümerin des Hauses ist. Die Mitarbeiter des Amtes für ländliche Entwicklung in Bamberg standen mit Rat und Tat zur Seite und stellten Mittel aus der Dorferneuerung zur Verfügung. Das große Gemeinschaftswerk gelang aber nur mit Hilfe der finanziellen Unterstützung von verschiedenen Institutionen und vielen Privatpersonen.

Möge die Kapelle „Heilige Familie“ in Mainklein den Menschen zu einem Ort der Stille und des Gebetes werden, an dem sie Trost finden und neue Kraft für den hektischen Alltag schöpfen können.

 

Altarausschnitt